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Immer Ärger mit dem Chef – Verhaltenstipps vom Experten

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Wer einen Chef hat, hat meistens auch Ärger. Nur selten ist das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern reibungslos. Aber müssen Sie Ihren Ärger immer runterschlucken, nur weil die Hierarchie es so will? Nein, sagen Experten. Dem Chef ab und an die Meinung zu sagen, kann die Situation für alle verbessern.

Wer seinem Chef ab und zu die Meinung sagt, tut sich selbst und dem Unternehmen etwas Gutes. Davon jedenfalls sind britische Wissenschaftler überzeugt. Die Ergebnisse einer in Brighton vorgestellten Studie zeigten, dass es Stress abbaut und damit Folgeerkrankungen verhindert, wenn Mitarbeiter mit ihren Vorgesetzen von Zeit zu Zeit Tacheles reden. Darüber hinaus profitieren die Manager vom Feedback, indem sie ihre Führungskompetenz verbessern. Doch gegenüber dem Chef offen und ehrlich Kritik zu üben, das trauen sich die wenigsten.

„Taktieren ist der Weg, den wir häufig gehen“, bestätigt Karrierecoach Ute Bölke. „Offen, direkt und konstruktiv die Meinung zu äußern, ist heute keine Selbstverständlichkeit. Viele Menschen müssen erst langsam heran geführt werden und lernen ihre Ängste zu verlieren.“ Auch sie sieht die Vorteile der freien Meinungsäußerung und vermittelt dieses Wissen gezielt in Coachings. „Wichtig ist, dass das freie Äußern von Meinungen in einem geschützten und definierten Kontext stattfindet mit klaren Regeln, die von allen bejaht werden.“

Dampf ablassen – aber mit Stil

Also bevor Sie das nächste Mal Ihren Ärger über den Chef wieder runterschlucken und davon vielleicht Magenschmerzen bekommen, sagen Sie ihm lieber, was Ihnen nicht passt. Werden Sie dabei aber nicht emotional, sondern bleiben Sie ruhig und sachlich. Wie das am besten gelingt, erläutert Ute Bölke an konkreten Beispielen:

Ich kann mich auf Aussagen meines Chefs nicht verlassen. Absprachen hat er am nächsten Tag vergessen oder streitet sie ab.

Ute Bölke: „Hier sind gezielte Rückfragen am Ende des Gesprächs ein geeignetes Mittel, um Missverständnisse zu vermeiden. Machen Sie sich während des Briefings Notizen, fassen Sie die Vereinbarungen und Absprachen am Ende mündlich kurz zusammen und fordern Sie Ihren Chef zum Beispiel mit der Frage „Habe ich das richtig verstanden?“ zu einer Bestätigung auf. Wenn es dann immer noch zu Missverständnissen kommt, fassen Sie das nächste Mal die Absprachen stichpunktartig in einer Mail zusammen und schicken Sie diese an Ihren Chef mit der Bitte um Bestätigung.“

Mein Chef hat kein Vertrauen in meine Arbeit. Am liebsten würde er alles selber machen. Er kontrolliert mich ständig, will über jeden Schritt informiert werden und auch jede Entscheidung selber treffen.

Ute Bölke: „Das ist das typische Verhalten einer Führungskraft, die nicht delegieren kann oder will. In dieser Situation sollten Sie das Vieraugengespräch mit dem Chef suchen und Ihre eigene Wahrnehmung schildern. Zum Beispiel, dass Sie sich ausgebremst und bevormundet fühlen. Zeigen Sie andere Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf – zum Beispiel ein zielorientiertes Management-by-Objectives – und bitten Sie Ihren Vorgesetzten um mehr Vertrauen. Erläutern Sie, wie daraus eine Win-Win-Situation entstehen kann, denn indem Ihr Chef mehr Verantwortung delegiert, kann er sich eher seinen eigentlichen Aufgaben als Führungskraft widmen. Bieten Sie ihm außerdem an, ihn in festen Abständen über den Status Quo des Projektes zu informieren und sein Feedback einzuholen.“

In Meetings und Besprechungen kritisiert mich mein Chef vor den anderen Kollegen und fällt mir ins Wort, sobald ich etwas sagen möchte.

Ute Bölke: „In dem Fall sollten Sie sich fragen, ob dies eine grundlegende Verhaltenstendenz Ihres Vorgesetzten ist oder er nur Ihnen gegenüber abwertend reagiert. Vereinbaren Sie ein Gespräch mit Ihrem Chef und sprechen Sie ihn auf sein Verhalten an. Wichtig ist, dass Sie neutral und sachlich bleiben und konkrete Situationen schildern können, in denen er Sie vor der Gruppe herabgesetzt hat. Fragen Sie ihn, ob ihm das bewusst war und nach den Ursachen für sein Verhalten. Wenn er Ihnen gegenüber bislang unbewusst verletzend war, wird er künftig auf seinen Ton achten. Vielleicht verfolgt er aber auch ein bestimmtes Ziel mit seinem Verhalten. Denken Sie darüber nach, welches dies sein könnte und konfrontieren Sie Ihren Chef sachlich mit Ihren Überlegungen.“

Mein Chef tratscht gerne und ich bin sein Kummerkasten. Er erzählt mir von privaten Problemen und lästert vor mir über andere Kollegen.

Ute Bölke: „Verzichten Sie auf Schuldzuweisungen. Erklären Sie Ihrem Vorgesetzten, dass Sie sein Vertrauen schätzen, er sie aber durch diese inoffiziellen Informationen – auch hier sollten Sie konkrete Beispiele parat haben – unfreiwillig zum Mitwisser macht und dadurch Ihre Neutralität im Arbeitsumfeld gefährdet. Durch den Einblick in seine Privatsphäre verwischt er die Grenzen zwischen Führungskraft und Mitarbeiter. Machen Sie deutlich, dass Sie sich, solange Sie sich in dieser Hierarchie befinden, ein neutrales Verhältnis wünschen.“

Ich erfahre von einem Kollegen, dass mein Chef hinter meinem Rücken schlecht von mir spricht.

Ute Bölke: „Bevor Sie an die Decke gehen, sollten Sie prüfen, ob diese Information stimmen kann. Erst dann macht es Sinn, den Chef offen darauf anzusprechen. Sagen Sie nicht automatisch, von wem Sie die Hinweise bekommen haben, es sei denn, der Kollege hat Ihnen die „Erlaubnis“ dazu erteilt. Bitten Sie Ihren Chef, Kritik künftig direkt anzubringen und andere dabei nicht einzubinden. Denn wenn die Gründe nicht untereinander besprochen werden, besteht auch keine Chance auf Verbesserung oder eine konstruktive Zusammenarbeit.“


Mit freundlicher Unterstützung von Ute Bölke, Karriere Outplacement Coaching, http://www.boelkeonline.de
Bilderquelle: © pressmaster – Fotolia.com

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